Donnerstag, 30. Juli 2009

Erster nichtamphibischer Ausbruch

Heute haben meine Ameisen ihren ersten richtigen Ausbruch hingelegt. Ohne dafür übers Wasser gehen zu müssen.

Als ich heute morgen im Wintergarten die Tomaten gießen wollte, bemerkte ich mehrere Ameisen, die sich außerhalb des Formicariums auf dem Regal tummelten. Es waren natürlich welche aus dem Volk der DICKEN.
Wie ich schnell feststellen konnte, war der Ausbruch durch meine eigene Nachlässigkeit möglich geworden.
Vor einigen Tagen hatte ich einen frischen Zweig von diesem Suppengrünzeugs* ins Formicarium gestellt, auf dem die Mädels so gerne ihre Blattlauszucht betreiben. Der Zweig hatte über den Rand hinausgeragt, war allerdings mit der äußersten Blattspitze noch ca. 1 cm von der Wand hinterm Regal entfernt. Reicht doch - dachte ich. Im Verlauf der letzten Nacht hatte sich die Blattspitze allerdings abgesenkt und Wandberührung bekommen. Somit war die Landbrücke da.
Glücklicherweise war für die meisten Ameisen die Blattlausfarm doch wohl interessanter als die karge Außenwelt, so dass nur einige "Scouts" den Ausflug nach draußen gewagt hatten. 4 Stück konnte ich gleich morgens wieder einfangen, und heute Nachmittag nochmal 2. Mehr habe ich nicht gefunden.
Somit bin ich bei diesem Ausbruch nochmal glimpflich davongekommen. In Zukunft werde ich mit "überragenden" Teilen besser aufpassen.

* beim verlausten "Brückengrün" handelt es sich um Staudensellerie

Mittwoch, 29. Juli 2009

Ameisen im Deutschlandfunk

Heute, kurz nach halb fünf nachmittags. Ich sitze im Auto auf der Fahrt von der Arbeit nach Hause und höre Deutschlandfunk. Sendung: Forschung aktuell. Es gibt einen Beitrag über Ameisen, der sehr interessant ist. Es geht darin um die Arbeitsteilung im Ameisenstaat einer australischen Ameisenart - bei der Verdauung!

Kurz umrissen: Ameisen sammeln unterschiedliche Nahrung. Die Larven benötigen hauptsächlich Eiweiß für ihr Wachstum, die Arbeiterinnen Energie in Form von Kohlenhydraten. Aber auch die Arbeiterinnen benötigen Eiweiß für Aminosäuren, können aber selbst kein Eiweiß verdauen. Das Problem wird dann folgendermaßen gelöst (Zitat): "Wenn die Arbeiterinnen Aminosäuren bekommen wollen, füttern sie die Larven mit Eiweiß. Die Larven verdauen die Proteine vor und scheiden die Aminosäuren in ihrem Speichel wieder aus. Den fressen die Erwachsenen auf. Im Nest arbeitet die reinste Maschinerie, die der Nahrung den Zucker entzieht und das überschüssige Eiweiß entsorgt. Das ist niemals zuvor gezeigt worden."

Klasse, oder?
Den vollständigen Beitrag könnt Ihr hier nachlesen.

Freitag, 24. Juli 2009

Sommerliche Zwischenbilanz

Im Reich der DICKEN läuft es gerade richtig rund. Von einer Krise mit Larvenvernichtung und ähnlichem wie im letzten Sommer ist nichts zu spüren. Im Gegenteil - alles wächst und gedeiht. Ich nenne das jetzt mal "3-dimensionales Wachstum", weil 3 Hauptbereiche in der Entwicklung betroffen sind:

1. Die Population wächst rapide.
Ich gebe zu, ich habe nicht gezählt. Das hätte auch keinen Sinn, da die Viecher ja ohnehin nicht zum Appell antreten würden. Ich mache das vielmehr an der stark gestiegenen Anzahl von Ameisen fest, die jetzt zu jeder Tages- und Nachtzeit herumlaufen. Man findet im Formicarium kaum noch eine(n) Flecken, Ast, Schlauch oder Pflanze, auf dem/der nicht mindestens eine Ameise rumkrabbelt. Auch außen am Glaskasten - immer jemand unterwegs.
Außerdem muss ich ständig Puppenhüllen aus dem Wassergraben fischen.

2. Die Arbeiterinnen werden größer.
Seit ein paar Wochen fallen mir vermehrt Ameisen auf, die deutlich größer sind als die bisherigen. Die Zahl dieser großen Arbeiterinnen nimmt zu. Das liegt vielleicht an der verbesserten Ernährung (Birnen, Läusemelken, mehr Insekten), vielleicht aber passiert das auch automatisch ab einer bestimmten Populationsgröße. Muss ich noch nachlesen.
Laut Wikipedia-Eintrag werden die Arbeiterinnen 3 - 5 mm groß. Das passt. 5 mm Kaliber ist jetzt vermehrt am Start.

3. Die Selbständigkeit steigt.
Ich war im Urlaub. Während meiner Abwesenheit war für eiweißhaltige Nahrung gesorgt, denn meine Blumengießfachkraft war so nett, ihre zu Hause totgeschlagenen Fliegen mitzubringen und meinen Ameisen zu überlassen. Kohlenhydrate in Form von Birne oder Zuckerwasser gab es allerdings nicht.
Da hat sich das Volk der DICKEN eben selbst geholfen und kurzerhand die Blattlauszucht reaktiviert. Und zwar an den alten Suppengrün-Strunken, die da noch im Glas rumstanden und die ich vor meinem Urlaub (glücklicherweise) vergessen hatte zu entsorgen. Denn Läuse waren da kaum noch drauf gewesen. Nach meinem Urlaub jedoch- fette Trauben der guten "Schwatten" am Stengel. Und Lasius niger mittenmang am Melken am tun.
Nicht schlecht. Bin schon ein bisschen stolz auf die Kleinen ;-)
(Wo hatten die nur die Läuse geparkt?)

Zum Schluß gibt es noch ein Video von heute. Darin kämpfen meine Mädels einen blauen Brummer nieder, der sich noch arg wehrt (oben, halb unter der Rinde - das andere Teil ist 'ne (bereits tote) Schwebfliege). Dementsprechend herrscht Alarm, und alle flitzen rum.

(Ich hoffe, man kann was erkennen - Blogger komprimiert ja immer nochmal ganz ordentlich)

Donnerstag, 9. Juli 2009

Details zum Läusemelken und Erweiterungspläne

Vorhin konnte ich auf einem Blatt des Suppengrüns beobachten, wie Läusemelken im Detail funktioniert: eine Ameise "betatschte" das Hinterteil einer schwatten Laus mit den Fühlern. Daraufhin hob die Laus den Hintern an und drückte ein Tröpfchen klarer Flüssigkeit raus. Die Ameise übernahm den Tropfen komplett mit ihrem Mundwerkzeug. Danach verschwand dieser innerhalb einer Sekunde in der Ameise.
Genauso steht es auch in der Literatur beschrieben.

Übrigens gab es im letzten Jahr Anfang Juli schon Schwärmtage. Dieses Jahr habe ich davon noch nichts bemerkt. Ich würde ja gerne nochmal 'ne andere Sorte Ameisen "ansetzen" - dazu brauche ich natürlich 'ne Königin.
Ich würde gerne bei heimischen Arten bleiben, weil diese ohne großen Aufwand zu halten sind - auch wenn sie im Winter in der Versenkung verschwinden.
Ein Kandidatenvolk wäre Formica fusca (die grauschwarze Sklavenameise), die es in der Nähe meiner Firma gibt (ich glaube, der Bürobesuch vom letzten Jahr zählte dazu) und die etwas größer und flinker sind als Lasius niger. Da könnte ich natürlich jetzt in der Urlaubszeit den Schwärmtag verpassen... alternativ wäre natürlich 'ne Bestellung bei Antstore drin, bei dem ich ja noch 'nen Gutschein offen habe.
Auch interessant wäre Myrmica rubra (die rote Gartenameise). Die habe ich bei mir auf der Auffahrt entdeckt. Die sind noch nicht geschwärmt (glaub ich). Bei dem Wind, der im Moment geht, dürfte das auch keine gute Idee sein. Poppen in der Luft könnte bei solchen Turbulenzen problematisch werden.

Montag, 6. Juli 2009

Beregnung

Heute hat es in der Welt der DICKEN wieder geregnet.

Ok, ich war's. Ich habe einen großen Drücksprüher mit Luftpumpe, den ich hauptsächlich zum Besprühen meiner Pflanzen angeschafft habe. Aber hin und wieder mache ich damit auch das Wetter bei Ameisens.
Das Besprühen der Ameisenwelt hält die Oberfläche schön feucht und konsolidiert den neu angesammelten Ameisen-Aushub zu einer frischen Oberflächen-Erdschicht. Auf diese Weise wird der Boden im Aquarium nach und nach umgewälzt. So funktioniert es ja auch in der Natur.

Ich beobachte es immer wieder gern, wie die kleinen Viecher nach Hause in den Bau flitzen, sobald es "zu regnen" beginnt. Zack - ein kurzes Gerenne aus allen Himmelsrichtungen Richtung Loch - und schon sind alle verschwunden. Ich nutze die Zeit dann meistens auch gleich, um das Ameisenbuffet zu wechseln. Schöne Dose von dieser Firma da, die Ameisen unter "Ungeziefer" führt... wie man sieht, kann man den Sinn des Produkts auch ins Gegenteil verkehren :-)

Zum Schluß noch eine neue Erkenntnis: Birnenscheiben lassen sich nicht auf Vorrat einfrieren. Das Zeug ist sofort nach dem Wiederauftauen Matsch - und da geht Lasius niger dann nicht mehr ran.

Sonntag, 5. Juli 2009

Läusemelken

Dass Lasius niger sich am liebsten von Honigtau ernährt, den es den Blattläusen vom ... ableckt, wird ja in jedem Fachartikel beschrieben. Und die meisten von Euch (zumindest die mit Garten) werden die Blattlauszucht auch schon draußen beobachtet haben. Die Mädels tun das ja mit Vorliebe da, wo sie es nicht sollen: an Obstbäumen und Rosen.

Jetzt ist es mir endlich gelungen, dieses Verhalten auch in Gefangenschaft, nämlich beim Volk der DICKEN, zu aktivieren.
Gestern wollte ich im Garten Bienen beim Anflug auf die Blüten der Stockrose fotografieren. Dabei fiel mir dann was anderes auf: auf einem Blütentrieb dieses Suppengrünzeugs, das meine Nachbarin da immer züchtet, fand sich ein dicker Klumpen blau-schwarzer Läuse. Diese wurden bewacht und gemolken von Ameisen. Also war das schon mal die richtige Sorte.
Ich habe diesen Blütentrieb großzügig abgeschnitten, die Freilandameisen abgepustet und den Zweig in ein Wasserglas in das Reich der DICKEN gestellt. Neugierig, wie sie sind, war schon bald die erste meiner Ameisen bei den schwarzen Honigtau-Produzenten angekommen. Es wurde ein wenig geschnuppert, und dann ging es zurück, die Kumpels holen. Nullkommanix war auf dem Zweig Hochbetrieb!

Seit gestern wird also fleißig Honigtau gemolken. Birne ist da auf einmal nicht mehr so interessant.
Inzwischen hat sich der Verkehr auf dem Läusestamm normalisiert; anscheinend ist die erste Euphorie einer vernünftigen Arbeitseinteilung gewichen.
Interessant ist, dass das Läusemelken in den Ameisen programmiert sein muss. Denn lernen konnte mein Volk das bisher ja von niemandem, und sonst wird ja auch alles, was rumkrabbelt, angegriffen und weggefressen (was ja auch mit den grünen Läusen auf dem Rosenzweig vor einigen Wochen passiert ist). Die "Schwatten" werden aber gehegt und gepflegt - und gemolken.

Ich habe das Treiben für Euch auf Bild festgehalten. Bitteschön:



Damit diese Nahrungsquelle nachhaltig bestehen kann, muss ich mir natürlich noch was einfallen lassen. Der Krautzweig ist ja nun mal abgeschnitten und wird sich nicht ewig halten. Und ob die Läuse kompatibel zu der fest in der Arena verwachsenen Grünpflanze sind - keine Ahnung.

Samstag, 4. Juli 2009

Lasius niger im Büro

Eines Morgens in der vergangenen Woche rief mich ein Kollege in sein Büro und bat um meinen fachlichen Rat. Ich vermutete zunächst etwas dienstliches. Als ich jedoch im Büro des Kollegen erschien, sah ich sofort, um was es wirklich ging: um Ameisen.
Eine gut besuchte Ameisenstraße führte von irgendwo in Fensternähe quer über den Teppich und das Sideboard hoch zu einem Päckchen, das ein anderer Kollege (der nicht anwesend war) mal aus China mitgebracht oder von dort als Geschenk bekommen hatte. Da war wohl was leckeres drin, denn das Päckchen war offensichtlich Ziel der Ameisenstraße.
Nachdem ich das Gewusel rund um das Chinapaket begutachtet hatte, war mir schnell klar, mit welcher Ameisenart wir es dort zu tun hatten: nämlich mit keiner anderen als unserer liebsten Standard-Ameise Lasius niger. Womit bewiesen wäre, dass Lasius niger auch Business-tauglich ist ;-))