Mittwoch, 27. Februar 2008

Frühlingserwachen

"Frühling läßt sein schwarze Band' wieder krabbeln in die Küche..."
Frei nach Eduard Mörike möchte ich hiermit zum Ausdruck bringen, daß in der Welt der Ameisen offensichtlich der Frühling befohlen wurde. Am Sonntag hatte ich das erste Exemplar draußen im Garten gesichtet, und zu Wochenbeginn erwischten wir auf der Arbeit mehrere Tiere einer besonders großen Ameisensorte im Flur und in der Küche.

Wer kennt diese Ameise?
Um die große Ameisenart aus dem Büro dreht es sich heute in diesem Post. Diese Sorte Ameise war mir bisher unbekannt. Vielleicht kann mir jemand helfen?
Die Ameise ist recht groß (ca. 7-8 mm) und sehr schnell. Und sie kann offensichtlich auch gut sehen. Ich hatte einige Exemplare gefangen und in eine 50er-CD-Box gesperrt. Sobald sich beim Öffnen der Box irgendwo ein Spalt auftat, haben die Tiere das erspäht und sind blitzschnell abgehauen.
Die Ameise ist graubraun, und ihr Hinterteil glänzt im Licht silbrig.
Ich habe ein Foto von 2 Exemplaren gemacht. Vielleicht erkennt jemand die Art. Dann bitte ich höflichst um einen Kommentar.

Sehr interessant war der Fütterungsversuch, den ich mit den großen Ameisen durchgeführt habe. Dazu habe ich braunen Teezucker in Wasser aufgelöst. Das ergab eine goldene Flüssigkeit, von der die Ameisen sofort gierig gefressen haben. Mit zunehmendem Konsum der Zuckerplörre schwollen ihre Hinterteile an, die dadurch im Licht golden leuchteten.

Blutzoll
Insgesamt forderten die Experimente drei Tote. Eine Ameise ist in der Zuckerbrühe klebengeblieben und gestorben. Zwei weitere wurden bei Fluchtversuchen mechanisch irreparabel beschädigt. Unbeabsichtigt! Die restlichen drei Tiere habe ich freigelassen - inkl. Zuckersaft-Vorrat im Hintern für die Königin - wo immer sie steckt!

Als Fazit bleibt zu sagen: bei den freien Ameisen tut sich zur Zeit mehr als bei Der Dicken. Aber auch von der werde ich demnächst wieder berichten.

Michael

Montag, 25. Februar 2008

Neue Heimat

Die Dicke und ihre Gefolgschaft haben ein neues Heim.
Am Freitag habe ich mir Zeit für die nötigen Bauarbeiten genommen, um, wie im vorletzten Post angekündigt, ein schöneres Übergangsnest für meine Mädels zu schaffen.

Mein ursprünglicher Plan sah vor, ein Ytong-Nest zu bauen. Meinen Dremel hatte ich schon bereitgelegt, um damit Kammern und Gänge in den Stein zu fräsen. Und ich war mir sicher, im Garten bei der Garage Reste von Ytong-Steinen gesehen zu haben.
An der Art, wie ich den letzten Satz formuliert habe, kann man schon erahnen: es gab keinen solchen Stein. Keinen einzigen! Vor lauter Verzweiflung ging ich dann nochmal in den Keller - ohne wirkliche Hoffnung, dort noch einen Stein aufzutreiben. Aber das Schicksal meint es manchmal doch gut mit einem - ich entdeckte in dem alten Karton mit Baumaterial noch eine volle Tüte Gips! Und was gibt es geileres als 'ne Tüte Gips, wenn man im sozialen Wohnungsbau für Ameisen tätig is??
Also habe ich ein Gips-Nest gebaut. Ach, was sag ich, eins. Drei Stück! Wobei nur eines in die engere Auswahl kam. Der Rest waren Experimente.

Den Bauvorgang beschreibe ich jetzt anhand des ausgewählten Nestes recht kurz. Die Einzelheiten malen Sie sich bitte in Ihrer Phantasie ein wenig aus. Sie können auch die Fotos zur Hilfe nehmen (klicken zum Vergrößern!).

Phase 1: Vorbereitung der Form
Ich habe eine leere Salzstangenpackung als Gießform genommen. Für die Kammern habe ich Negative aus ausgelaufenem Kerzenwachs verwendet. Den späteren Zugang zum Nest habe ich durch ein Stück Schrumpfschlauch offen gehalten. (Foto: Prinzip, mit anderer Form)

Phase 2: Vergießen
Das ist fix erklärt: Gips anmischen, Form füllen (vorsichtig, damit die Wachsstücke nicht verrutschen!), ein Glas Wein trinken - fertig!

Phase 3: Feintuning
Zunächst mußte das Wachs aus den Kammern raus. Dazu habe ich den Gipsblock in einen alten Topf gelegt und das Ganze mit sprudelnd kochendem Wasser übergossen. Das Wachs wurde flüssig und stieg auf.
Anschließend kam dann der Dremel noch zum Einsatz - zum Begradigen der Kammerränder und zum Einfräsen eines Verbindungsganges zwischen den Kammern.

Phase 4: Sichtschutzfolie
Abschließend habe ich die rote Sichtschutzfolie vor das Nest montiert. Man erinnert sich: Ameisen sehen kein rotes Licht und fühlen sich daher hinter roter Folie ungestört. Seitlich habe ich die Folie mit Wickelband fixiert und rundherum mit meinem tollen weißen Silikon (s. Inselbau) abgedichtet. Mittig noch zwei Heftzwecken rein - und das war's dann auch schon.

Jetzt steht das neue Nest auf der Insel. Tür an Tür mit dem Reagenzglas. Umgezogen ist noch niemand. Aber das wird noch.

Michael

Samstag, 23. Februar 2008

Das letzte Abendmahl

Zur Abwechslung gibt es heute mal ein Bild aus der Vergangenheit. Ich hatte nämlich vor einigen Jahren schon einmal ein Ameisenvölkchen. Dummerweise hatte es sich dort breitgemacht, wo es nicht sollte - unter der Stufe der Haustür. Da ich ohne Aufstemmen des Fußbodens nicht an die Königin rangekommen wäre, mußte ich zu einer List greifen...

Das Foto zeigt einige Mitglieder des alten Volkes, kurz bevor dieses auf Nimmerwiedersehen verschwand. Das kommt davon, wenn man jede Menge Arbeiterinnen hat - aber keine Vorkoster.

Meinem neuen Volk wird dieses Schicksal nicht widerfahren - versprochen.

Michael

Donnerstag, 21. Februar 2008

Müde Pioniere

Wie das manchmal so läuft... kaum hatte ich den letzten Eintrag geposted, haben die "Jungen Pioniere" ihre Bautätigkeit eingestellt. Es wurde keine Mauer errichtet, sondern nur der Hausflur schmutzig gemacht. Jetzt hocken sie wieder alle hinten im Röhrchen bei Der Dicken und kriegen kaum noch einen Fuß vor die Tür. (nennt man das bei Ameisen so? Fuß?) Selbst die frisch dargereichten, von mir mühselig im Wohnzimmer gefangenen Trauermücken (s. 1. Post vom Januar) hat bisher niemand angerührt.

Vielleicht fühlen die Tiere sich auch einfach nicht wohl. Das Reagenzglas ist ja auch wahrlich kein schönes Nest. Und in die Farm werden die paar Tiere noch lange nicht umziehen. Schon gar nicht durch den langen, transparenten Schlauch.
Daher habe ich beschlossen, am Wochenende ein Übergangsnest zu bauen. Ganz simpel, einen Stein mit einer Kammer, Zugang und Befeuchtungsmulde. Davor eine rote Folie, damit ich reingucken kann. Das ganze wird erstmal auf der Insel selbst installiert. Ich hoffe, daß Die Dicke dann mit Volk, Untertanen und Brut umzieht. Wir werden sehen.
Ich melde mich am Wochenende mit Einzelheiten.

Michael

Dienstag, 19. Februar 2008

Junge Pioniere

Es tut sich was im Staate der Dicken!
Seit gestern sind zumindest zwei der sechs Arbeiterinnen für Pioniertätigkeiten eingeteilt. Die beiden sind eifrig dabei, Sandkörner und vertrocknete Tannennadeln aus der Arena heranzuschleppen und im Eingangsbereich des Reagenzglasnestes aufzuhäufen.
Sollte Die Dicke sich jetzt ein Beispiel an Ulbricht nehmen und sagen, "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!" - ich würde ihr nicht glauben.
Mal sehen, wie weit sie heute abend sind - dann mache ich mal ein Foto.

Nun muß ich dazu sagen, daß das Volk seit vorgestern eiweißhaltige Nahrung bekommt. Zuerst eine dürre Mücke, und gestern eine von diesen hellen, dünnbeinigen Zitterspinnen, die gerne in den Ecken an der Zimmerdecke sitzen und die Tapeten vollkacken. Ich hab eine im Wintergarten erwischt, eingefangen, entbeint (um Flucht auszuschließen) und mit der Pinzette im Reagenzglas abgelegt. Hat nicht lange gedauert, da war sie weg. Ich vermute, von den Schergen der Dicken verschleppt und verfüttert.
Das gibt natürlich Kraft zum Buddeln und erklärt einiges.

Weitere Infos folgen in Kürze.
Michael

Sonntag, 17. Februar 2008

Die Dicke - The Next Generation

Statt vieler Worte gibt es heute das erste Bild vom Nachwuchs.
Schön zu sehen: Die Dicke und ihre Generation X kümmern sich persönlich um die Generation X+1.


Um Die Dicke und ihr Volk besser fotografieren zu können, habe ich die rote Folie vom Röhrchen entfernt. In der Zeit, in der ich nicht gucke, ist das "Nest" von einem roten "Zelt" aus stabiler Folie überdacht. Damit bleibt es für die Mädels dunkel - und ich kann trotzdem sehen, was sich tut.

Michael

Mittwoch, 13. Februar 2008

Da fatgirl is in da house!

Die Dicke ist wieder eingezogen!
Gestern hat die Insel den Lecktest bestanden. Ich habe umgehend alles wieder aufgebaut und die Dicke samt Hofstaat in die Arena gesetzt. Natürlich mit Röhrchen.
Das ganze ist wiederum im Abstellraum aufgebaut, in dem es noch recht kühl ist. So können die Ameisen langsam aus der Winterruhe in die Aktivitätsphase hinübergleiten.
Im Röhrchen herrscht mäßige Betriebsamkeit. Die Dicke hockt auf der Watte, und die paar Arbeiterinnen krabbeln gemächlich herum. Einige Eier sind zu sehen, um die sich auch gekümmert wird.
Außerhalb des Röhrchens habe ich noch niemanden erwischen können.

Und so sieht der aktuelle Aufbau aus:
Jetzt warten wir mal ab, was sich so tut - und wie lange es wohl bis zum Umzug dauert.

Michael

Montag, 11. Februar 2008

Sanierungsarbeiten

Am Wochende waren Die Dicke und ihre Helfer allein zu Haus - bzw. im Kühlschrank. Folglich gab es nur kleine Bauarbeiten im Reagenzglas (Eier sortieren... trotz Kälte, Dunkelheit und dem leichten Geruch eines vergorenen Harzer Käse!). Auf der Insel ist am WE nichts passiert.
Heute habe ich die Bauarbeiten an der Insel wieder aufgenommen. Ich habe die Ecknähte mit dem Aldi-Dremel saubergefräst und mit Silikon (hoffentlich) abgedichtet. Beim Ansetzen der Kartusche fiel mir auf, dass ich mich vergriffen hatte und statt transparentem Silikon weißes mitgebracht hatte. Sieht kacke aus. Ich habe trotzdem weitergemacht. Wenn das jetzt nicht hält, dann baue ich mir so eine Insel wie die hier:

http://www.antstore.net/download.php?id=2511

Morgen wissen wir mehr.
Dann gibt's auch mal wieder ein aktuelles Foto von Der Dicken ;-)

Michael

Donnerstag, 7. Februar 2008

Baustop

Tja, die Insel-Arena ist leider immer noch nicht dicht. Ich hatte Sekundenkleber in die Ecken laufen lassen. Leider ist das Zeug so flüssig, daß es sich dort offensichtlich nicht halten konnte. Und ohne Pressen härtet Sekundenkleber erst nach Stunden aus. Jedenfalls war der erneute Test nicht erfolgreich. Immer noch lecken 3 Außenecken. Ich habe die Prozedur gestern wiederholt; diesmal habe ich die Arena hochkant aufgestellt, so daß der Kleber in den Ecken verbleibt. Mal gucken, ob das geholfen hat. Sonst muß ich nochmal zum Baumarkt.
Anstore hat sich übrigens nach Mailanfrage auf eine 10-Euro-Gutschrift eingelassen.

Die Ameisen sind erstmal wieder in ihrer Röhre und machen nix. Zumindest nie dann, wenn ich gucke.
Ich hoffe, daß es von dort bald mehr zu berichten gibt.

Bis dahin...
Michael

Sonntag, 3. Februar 2008

Sandkastenspiele

Hallo Ameisenfreunde (und -innen),

in den letzten Tagen habe ich mich mit der Einrichtung der Wohnumgebung für Die Dicke und ihre Nachkommen beschäftigt. Sprich: Ameisenfarm befüllen und die Insel-Arena gestalten.

Die Farm habe ich abwechselnd mit Schichten aus Terrariensand und BS-Muttererde-Sand-Gemisch befüllt. Vorher hatte ich am Boden eine Drainageschicht aus Tongranulat ausgelegt, die als Feuchtigkeitsreservoir dienen soll. Über ein Füllrohr kann die Granulatschicht befeuchtet werden.
Die BS-Muttererde aus meinem Garten hatte ich vorher im Ofen geröstet, von wegen Ungeziefer. Hat ganz schön gestunken in der Küche!

Die Arena habe ich einfach mit Sand und dem Rest des Erdgemisches gefüllt und mit allerlei Krimskrams dekoriert, als da wären ein Ziegelfragment aus der Kaiserzeit, ein kaputtes IKEA-Weinglas aus der Nachwendezeit und ein Bambusstock. Das wird den Ameisen zwar ziemlich egal sein, welchen Müll ich sonst noch in der Arena verklappe - aber für mein Auge sieht das dann doch ein wenig netter aus.

Bild v.o.l. nach u.r.: Farm, Füllrohr, Insel-Arena, Erdrösterei, Aufbau in Abstellkammer, rote Folie an Farm, Ameisenrohr in Arena, Leck!, Dichtigkeitsprüfung

Übrigens ist das Befüllen von Farm und Arena eine recht krümelige Angelegenheit. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen tauchen plötzlich an den unmöglichsten Stellen Sandkörner auf. Überall knirscht es. Jeder, der schon mal am Strand gebadet hat, weiß, was ich meine.
(Nein, ich hab die Arena NICHT in meine Hose entleert ;-) Aber sonst war überall was.)

Schließlich konnte ich es doch nicht abwarten und habe alles aufgebaut. Arena und Farm mit dem Schlauch verbunden, rote Störschutzfolie an Farm und Reagenzglas angebracht, Wassergraben gefüllt, Ameisenröhrchen in die Arena gesetzt - fertig!
Um Die Winterruhe Der Dicken und ihrer Mädels nicht abrupt zu beenden, habe ich den Aufbau in die Voratskammer gestellt, wo es schön kühl ist. Die Viecher sind auch nicht munterer geworden und haben ihr Röhrchen nicht verlassen. Faule Bande!

Und dann hat die blöde Arena geleckt! Na super. Bei allem guten Service von Antstore: hier sollte eine zusätzliche Dichtigkeitsprüfung durchgeführt werden. Die habe ich dann nämlich vorgenommen, nachdem ich Deko, Wasser und Sand wieder entfernt hatte. Was übrigens mit einiger Sauerei verbunden ist.
Dichtigkeitstest: Arena auf Küchenpapier stellen (Innenraum auch mit Papier belegen), Gemisch Wasser/Rotwein (Färbung!) in den Graben füllen. Die Lecks sieht man dann sofort. Das Problem sind die Ecken.
Ich werde die Leckstellen selber abdichten. Das ist schneller und einfacher als eine Reklamation. Und dann werde ich es nochmal versuchen.

Zum Schluß noch ein weiteres Ameisen-Video auf SPIEGEL ONLINE:

http://www.spiegel.de/video/video-24026.html

Bis die Tage.
Michael